Nick Hornby: Fever Pitch (1992)

„I fell in love with football as I was later to fall in love with women: suddenly, inexplicably, uncritically, giving no thought tot he pain or disruption it would bring with it.“ Mit diesen viel zitierten Worten beginnt die verhängnisvolle Beziehung des jungen Nick Hornby zum Arsenal Football Club. Und der kleine Nick, der sich im Buch Fever Pitch so unsterblich in den Fußball und in Arsenal verliebt, hat Pech. Denn das gute Arsenal, das heutige Arsenal, bekannt für Arsene Wengers „One Touch Football“ ist 1968 noch Zukunftsmusik. Der Chant „Boring Boring Arsenal“ macht die Runde, nicht ganz unverdient wie sogar Hornby zugibt.

Fever Pitch beschäftigt sich mit der existentiellen Frage eines Fans: „Warum dieses Team?“ Hornby nimmt einzelne Spiele zum Anlass und verknüpft das Geschehen auf dem Platz mit dem Auf und Ab des Lebens. Schulzeit und Frauengeschichten finden genauso Platz wie seine Kindheit und das Verhältnis zu den Eltern. Denn deshalb ist Hornby Arsenal-Fan: Seine Eltern lassen sich scheiden und um die Zeit mit seinem Sohn am Wochenende außerhalb des Hauses verbringen zu können, führt Vater Hornby seinen Sohn ins Highbury und ebnet damit den  Weg für eine verhängnisvolle Beziehung, die „länger andauert, als jede andere freiwillig eingegangene Beziehung in meinem Leben.“ Fever Pitch schafft eine seltene Kunst: Es ist niveauvoll und verknüpft den Fußball mit den anderen Dingen des Lebens ohne abzuschweifen. Und die wahre Größe des Buches zeigt sich in seiner Aktualität. 1992 veröffentlicht, ist das Buch moderner als raumorientierte Manndeckung. Der Leser ertappt sich dabei, sich in dem Geschriebenen wiederzuerkennen. Wenn Hornby von dem orgiastischen Gefühl des Erfolgs, der persönlichen Enttäuschung einer bitteren Niederlage oder dem Unverständnis seiner Mitmenschen für seine Passion schreibt, spricht er allen Fußballfans aus der Seele.

Aufgeteilt auf die Jahre 1969 bis 1975, 1976 bis 1986 und 1986 bis 1992 schildert Hornby die Titel Arsenals, die bitteren Niederlagen in FA-Cup Finals und die zahllosen Spiele dazwischen. Er verliert die großen Entwicklungen wie die Katastrophe von Hillsborough, den englischen Hooliganismus der siebziger und achtziger Jahre und die zunehmende Kommerzialisierung nicht aus den Augen. Besonders durch die fast philosophische Betrachtung des Antriebs der „Allesfahrer“ und Dauerkartenbesitzer wird das Buch wertvoll. Denn, so der Tenor von Fever Pitch, erst durch die vielen erlittenen Niederlagen und schlechten Spiele erhalten die wenigen großen Momente, die Titel, die Siege gegen Rivalen, die Siegtreffer in letzter Sekunde ihren Wert.

Natürlich ist Fever Pitch im Original besser, doch auch die deutsche Übersetzung ist lesenswert. Beim Lesen ist Vorsicht geboten: Denn für lautes Lachen beim Schmökern im Zug erntet der Leser genauso verständnislose Blicke wie Hornby sie bekam, als er seine bewusstlose Freundin in einem Aufstiegsspiel der vierten Liga einfach bis zum Schlusspfiff liegen ließ.  Wenn es die Weltmeisterschaft der Fußballbücher geben sollte, ist England mit Nick Hornbys Fever Pitch der Favorit. Sogar im Elfmeterschießen.

5/5 Champions League

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